Takeaways des Webinars "Unternehmensmobilität fit für die CSRD: Tipps & Strategien

Bei serviceorientierten Unternehmen macht die Mobilität bis zu 50% der betrieblichen CO2-Emissionen aus. Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive der Europäischen Union wird die Erfassung dieser Mobilitätsemissionen für die ersten großen Unternehmen ab diesem Geschäftsjahr 2024 verpflichtend. Was dies für die Unternehmensmobilität bedeutet und wie Unternehmen optimal darauf reagieren können, erläuterte NAVIT in Kooperation mit Project Climate in einem Live-Webinar am Freitag, 17. Mai 2024. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Webinar kompakt zusammengefasst.

Live-Webinar “Unternehmensmobilität fit für CSRD: Tipps & Strategien” mit 

  • Fenja Gewitsch, Senior Consultant für nachhaltige Mobilität bei Project Climate
  • René Braun, CEO & Co-Founder von NAVIT

Hast du das Webinar verpasst? Wir haben die wichtigsten Takeaways für dich zusammengefasst.

Die EU macht mit der CSRD beim Klimaschutz ernst

Die EU hat das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD, soll dabei ein elementarer Mechanismus sein, um dies zu erreichen. Schließlich tragen Unternehmen beim Klimaschutz eine besondere Verantwortung und diese soll sich in der CSRD widerspiegeln.

Seit dem 05. Januar 2023 ist die CSRD in Kraft und fordert von Organisationen in der EU und zukünftig auch außerhalb den Einfluss ihrer Geschäftstätigkeiten auf Umwelt und Gesellschaft, sowie andersherum, offenzulegen (sogenannte doppelte Wesentlichkeit).

Die CSRD sieht vor, dass EU-börsennotierte Unternehmen ab 2025 jeweils für das vergangene Geschäftsjahr einen Nachhaltigkeitsbericht zur eigenen Treibhausgasemissionsbilanz erstellen müssen. Ab 2026 gilt diese Regelung auch für nicht börsennotierte Unternehmen, wenn sie zwei von drei der folgenden Kriterien erfüllen: mehr als 250 Beschäftigte, Bilanzsumme über 20 Millionen Euro oder Nettoumsatzerlöse über 40 Millionen Euro. Ein Jahr später folgen börsennotierte KMU. In der EU werden damit 50.000 Unternehmen, deutschlandweit 15.000, zum Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet.

Durch die CSRD sollen zum einen die Rechenschaftspflicht erhöht und zum anderen verbindliche Berichtsstandards auf EU-Ebene eingeführt werden. Das soll die Qualität, Transparenz und Einheitlichkeit von Nachhaltigkeitsdaten verbessern und für ein besseres Verständnis und eine bessere Vergleichbarkeit der ESG-Auswirkungen von Organisationen sorgen. Das soll nicht zuletzt Kapital in nachhaltige Projekte lenken und somit zur Zielerreichung des European Green Deals beitragen.

Was die CSRD für die Mobilität von Unternehmen bedeutet

Grundsätzlich sind alle Mobilitätsbereiche eines Unternehmens von der CSRD abgedeckt. Das bedeutet, Unternehmen müssen die Emissionen des Fuhrparks, der Geschäftsreisen und der Arbeitswegmobilität erfassen und berichten.

Das bedeutet für Unternehmen: Sie müssen anfangen, Treibhausgasemissionen ihres Fuhrparks zu erfassen (Scope 1 laut Greenhouse Gas Protocol: Direkte Emissionen des Unternehmens). Auch die Emissionen des Pendelns der Mitarbeitenden und die Geschäftsreisen müssen im Scope 3 des sogenannten GHG Protocols (indirekte Emissionen) erfasst werden.  

Für Unternehmen wird die CSRD im Hinblick auf Mobilität eine doppelte Herausforderungen darstellen

Unternehmen müssen sich mit Inkrafttreten der CSRD im Hinblick auf Mobilität zwei Herausforderungen stellen:

  1. Sie müssen damit beginnen, Mobilitätsemissionen zu erfassen und zu berichten, insbesondere die Emissionen aus dem Pendelverkehr ihrer Mitarbeitenden.
  2. Sie müssen Strategien entwickeln und Initiativen finden, um diese Emissionen in Zukunft zu reduzieren.

Allerdings zeigt sich bisher, dass sich viele Unternehmen schwer damit tun, diese Emissionen zu erfassen und mit Hinblick auf die Klimaziele zu senken. Während im Fuhrpark (Kilometerleistung, Kraftstoffverbrauch) oder bei Geschäftsreisen (Buchungsdaten) die Datenlage meist gut ist, sind Daten über das Mobilitätsverhalten von Mitarbeitenden oftmals nicht vorhanden.

Das Mobilitätsbudget kann beide Herausforderungen meistern

Wie Mobilitätsbudgets helfen, die Emissionen der Mitarbeitermobilität zu erfassen

Daten zur Mitarbeitermobilität sind kaum vorhanden, da Unternehmen aus gutem Grund keinen Einblick in die persönlichen Mobilitätsentscheidungen ihrer Mitarbeitenden haben. Eine Datenerhebung durch Mitarbeiterbefragungen kann aufwendig sein und liefert zudem nur Momentaufnahmen. Die Einführung eines Mobilitätsbudgets kann hier eine effektive Lösung sein.

Durch die App-basierte Nutzung können alle Fahrten, die mit dem Mobilitätsbudget unternommen werden, das heißt ÖPNV-Tickets, Carsharing, E-Scooter, Taxi, etc., automatisch erfasst werden. Über Schnittstellen zur CO2-Berechnungslösung können die Emissionsdaten der einzelnen Fahrten berechnet und an das Reportingsystem des Unternehmens weitergeleitet werden. Datenschutzrechtlich relevant ist, dass die Unternehmen dabei die Mobilitäts- und Emissionsdaten anonymisiert und aggregiert erhalten.

Wie Mobilitätsbudgets als Enabler helfen, die CO2-Emissionen zu steuern und zu reduzieren

Das Fehlen von Daten über die Mitarbeitermobilität bedeutet auch: Unternehmen fällt es schwer, eine nachhaltige Mobilitätsstrategie sowie solide und realistische Reduktionsziele zu formulieren.

Wenn Unternehmen die Daten über die Nutzung des Mobilitätsbudgets erhalten, haben sie es leichter, die richtige Strategie und die richtigen Ziele zu formulieren. Eine begleitende Analyse des Status Quo der Mitarbeitermobilität unterstützt bei der gezielten Maßnahmenentwicklung.

Unternehmen erhalten mit einem Mobilitätsbudget die Möglichkeit, ein ganzheitliches und flexibles Angebot zu schaffen, um damit Anreize für die Nutzung nachhaltiger Mobilität zu bieten und Alternativen zum Dienstwagen zu fördern.

Mobilitätsbudgets können unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten abbilden

In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen auf verschiedene Anwendungsfälle zurückgreifen. Neben der Verwendung als klassisches Benefit für Mitarbeiter setzen Unternehmen das Mobilitätsbudget vor allem als Alternative zum Dienstwagen ein, um Kosten und CO2-Emissionen der Firmenflotte zu reduzieren. Dabei wird in vielen Fällen der Dienstwagen nicht sofort abgeschafft, sondern das Mobilitätsbudget wird als Alternativlösung angeboten. Mitarbeitende erhalten die Optionen, entweder vom Dienstwagen auf das Mobilitätsbudget umzusteigen oder sich für ein kleineres (und nachhaltigeres) Fahrzeug zu entscheiden, wobei sie den Differenzbetrag der Leasingrate als Mobilitätsbudget zur Verfügung gestellt bekommen. 

Daneben gibt es die Möglichkeit Dienstrad-Leasingkonzepte zu implementieren, um nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die Mitarbeitergesundheit zu fördern, oder das Deutschlandticket als Jobticket an die Belegschaft weiterzugeben. Nicht zuletzt kann das Mobilitätsbudget auch Anreize zur Elektrifizierung des Fuhrparks abbilden (beispielsweise über das Angebot von Ladekarten oder E-Autos im Abos oder Carsharing) oder zu einer Erhöhung der Fahrzeugauslastung führen.

Unternehmen können steuerliche Anreize nutzen, um auf nachhaltige Mobilität umzusteigen

Für Unternehmen spielen bei den Überlegungen zum Mobilitätsbudget in der Regel auch steuerrechtliche Fragestellungen eine große Rolle. Vorhandene steuerliche Anreize können Unternehmen dabei die Einführung eines Mobilitätsbudgets für Mitarbeitende erleichtern. 

Neben der Nutzung des Sachbezugs haben Unternehmen die Möglichkeit, auf eine Pauschalbesteuerung zurückzugreifen, welche das Mobilitätsbudget gegenüber der individuellen Bruttoversteuerung attraktiver macht. Darüber hinaus können Unternehmen die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln incentivieren, da diese von Steuern befreit sind. Auch das Dienstrad-Leasing genießt steuerliche Vorteile. Eine neue Dynamik bringt die für 2025 geplante Mobilitätsbudget-Steuer: Sie soll die steuerlichen Privilegien anderer Verkehrsträger, wie z.B. den Dienstwagen, harmonisieren.

Letztendlich verlangen Mitarbeiter Flexibilität und Nachhaltigkeit

Zahlen zeigen bereits: In der Mobilität erleben wir ein Umdenken. Bei der Studie “Smarte Mobilität” des Digitalverbands Bitkom gaben 96% der Befragten an, in den letzten Jahren ihr Mobilitätsverhalten grundlegend verändert zu haben. Menschen steigen aufs Rad oder ersetzen das eigene Auto durch Carsharing. Auch dem Thema digitale Angebote stehen viele offen gegenüber: Die Hälfte der Deutschen (51%) nutzt bereits Mobilitätsapps, um sich flexibel und so schnell wie möglich fortzubewegen.

Nicht zuletzt wird das Thema Nachhaltigkeit in Zeiten von Fachkräftemangel auch auf dem Arbeitsmarkt relevant: Für die große Mehrheit der jungen Talente zwischen 20 und 29 Jahren ist die Nachhaltigkeit eines potentiellen Arbeitgebers ein wichtiges Kriterium, so das Ergebnis der jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB). Fast jede:r Fünfte der Altersgruppe gibt an, dass dieser Aspekt sogar oberste Priorität bei der Entscheidung für ein Unternehmen habe.

Wer bei Mitarbeitern und Bewerbern glänzen will, braucht ein neues und modernes Mobilitätskonzept.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.

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