Das Deutschland-Ticket hat es gezeigt: Die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs wächst. Nicht nur in Deutschland. Wie machen die anderen EU-Länder das mit dem ÖPNV und Fernverkehr? Aktuelle Entwicklungen in der Übersicht.
Deutschland ist mit dem 49-Euro-Ticket (bald 58-Euro-Ticket: hier weiterlesen) nicht allein, auch in vielen anderen Ländern Europas gibt es bereits Tickets in ähnlicher Form. Mit nur einem Ticket durch ein ganzes Land zu reisen ist in vielen europäischen Ländern inzwischen möglich und wird sogar immer beliebter. Einige Länder bieten dabei besonders günstige Angebote für junge Menschen, während andere Länder allgemeine, unbegrenzte Tarife für alle Reisenden anbieten.
Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Informationen (darunter Ticketpreise, abgedeckte Verkehrsmittel und berechtigte Personengruppen) zu den aktuell verfügbaren Tickets für unbegrenztes Reisen in Europa.
Erläuterungen zur Tabelle:
Österreich ist für seinen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr bekannt. Die Pro-Kopf Investitionen in die Schieneninfrastruktur lag 2022 bei 319 Euro. Nur Luxemburg, die benachbarte Schweiz und Norwegen liegen in dem Ranking vor der Alpenrepublik. Zum Vergleich: In Deutschland betrugen 2022 die Investitionen in die Bahn pro Kopf 114 Euro und damit deutlich weniger.
Seit dem 26. Oktober 2021, dem österreichischen Nationalfeiertag, können Reisende mit dem KlimaTicket Ö fast alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich nutzen. Diese Jahreskarte kostet 1095 Euro, was etwa 91 Euro pro Monat und drei Euro pro Tag entspricht. Es gibt Ermäßigungen für Junioren, Senioren und behinderte Menschen.
Mit dem KlimaTicket Ö ist es möglich, ein Jahr alle Linienverkehre regional, überregional und österreichweit zu nutzen. Das schließt den öffentlichen und privaten Schienenverkehr, also auch Fernzüge wie Railjet und ICE sowie die WestBahn, Stadtverkehre und Verkehrsverbünde ein. Lediglich touristische Angebote wie die Waldviertelbahn, Wachaubahn, Schneebergbahn, Schafbergbahn und ähnliche Bahnen sind davon ausgenommen.
Zusätzlich zum KlimaTicket Ö gibt es auch die Möglichkeit regionale KlimaTickets zu erwerben. Die Umsetzung und Gestaltung dieser Tickets liegt beim jeweiligen Bundesland. In Wien oder Salzburg kostet das reguläre KlimaTicket als Jahreskarte 365 Euro, in der Steiermark 468 Euro, für die gesamte Ostregion (Wien, Niederösterreich, Burgenland) zahlen Reisende 860 Euro.
Seit dem 27. November 2023 gibt es das österreichische Klimaticket auch als digitales Ticket. Um dieses zu erhalten, müssen Ticket-Inhaber:innen die App von ÖBB, Westbahn oder Wiener Linien auf dem Smartphone installieren.
Ab dem Jahr 2024 können junge Erwachsene zum 18. Geburtstag einmalig und kostenlos das österreichweite KlimaTicket erhalten. Nach erreichter Volljährigkeit haben junge Erwachsene drei Jahre Zeit, das kostenlose KlimaTicket in Anspruch zu nehmen. Mit dieser Aktion soll das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln für junge Menschen attraktiver werden und auch künftig ein klimafreundlicheres Mobilitätsverhalten prägen.
Insgesamt 272.000 Menschen sind Ende 2023 mit einem österreichweiten Klimaticket unterwegs gewesen.
In den meisten unabhängigen Bewertungen, wie dem European Railway Performance Index, gehören die Schweizer Bahnen zu den besten der Welt. Die Schweiz hat 2022 pro Einwohner 450 Euro in die Schiene investiert. Während in Deutschland die Bahn oft unpünktlich ist oder wie zuletzt bestreikt wird, fahren in der Schweiz nahezu alle Züge pünktlich.
Die Schweiz hat bei 8,5 Millionen Einwohner:innen 2,25 Millionen Kunden mit einem sogenannten Halbtax-Abonnement für 185 Franken. Das entspricht in etwa der in Deutschland erhältlichen Bahncard 50. Diese haben in Deutschland jedoch lediglich eine halbe Million Bahnkunden – bei zehnmal mehr Einwohner:innen gegenüber der Schweiz.
Allerdings hat die Schweiz auch einen im europäischen Vergleich teuren Öffentlichen Verkehr. So bietet die Schweiz Monats- oder Jahreskarten für alle öffentlichen Verkehrsmittel des Landes an ("Generalabonnement"). Der Preis ist jedoch selbst für das hohe Schweizer Durchschnittseinkommen mit 3.860 Franken (3.905 Euro) für eine Jahreskarte recht hoch, was nach der Preisniveaubereinigung etwa 6 Euro pro Tag entspricht. Personen unter 26 Jahren, Menschen mit Behinderungen und Senioren erhalten Ermäßigungen.
In Italien richtet sich das ÖPNV-Angebot besonders an junge Menschen. Mit dem „Freccia Young Ticket“ können sie schon ab 19 Euro monatlich quer durch das Land reisen. Die einzige Bedingung: Reisende müssen Mitglieder des Carta Freccia-Programms sein, welches zudem weitere Vergünstigungen bereithält. Für Senioren ist das Angebot ebenfalls erhältlich und kostet 29 Euro pro Monat.
Frankreich hat vor Kurzem Pläne für ein 49-Euro-Ticket nach deutschem Vorbild beendet. Stattdessen solle es laut französischem Verkehrsminister einen Ferienpass für junge Menschen geben, mit dem diese im Sommer ihr Land mit Regionalzügen und Intercity-Zügen erkunden könnten.
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Beratung buchenIn den Niederlanden gibt es ein einfaches Fahrkartensystem, die OV-Chipkaart, das den Kauf einer Monats- oder Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel des Landes ermöglicht und auf einer einzigen Karte vereint. Der Preis ist jedoch viel höher als in den meisten anderen Ländern mit solchen Netzkarten.
In den Niederlanden beginnt das NS Flex-Abonnement bei 119,95 Euro und reicht bis zu 434,90 Euro monatlich, abhängig von der gewünschten Flexibilität und der Nutzung des Fernverkehrs.
Die Niederlande, die als Pioniere des Radfahrens bekannt sind, haben den viertniedrigsten Anteil an der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel unter allen EU-Ländern. Studierende können wochentags und am Wochenende kostenlos mit den Zügen fahren, ältere Menschen erhalten etwa ein Drittel Ermäßigung auf Fahrten mit dem Zug.
Das belgische Fahrkartensystem ermöglicht es den Benutzer:innen, alle Fahrkarten auf einer Karte zu haben. Um eine Fahrkarte für alle Regionen und alle Verkehrsmittel in Belgien zu haben, müssen die Fahrgäste vier verschiedene Fahrkarten auf einer Karte buchen - eine für den gesamten Schienenverkehr in Belgien, eine für den öffentlichen Nahverkehr in Brüssel (MITB/STIB), eine für Busse und Straßenbahnen in Wallonien (TEC) und eine für Busse und Straßenbahnen in Flandern (DeLijn).
Obwohl dieses Kombiticket günstiger ist als der Kauf der einzelnen Fahrscheine, kostet der Preis für ein Jahresticket für ganz Belgien dennoch fast 5.000 Euro bzw. 390 Euro im Monat. Arbeitnehmer müssen jedoch nur 28,2 Prozent des Ticketpreises bezahlen, da der Rest vom Arbeitgeber im Rahmen des staatlichen Mobilitätsbudgets übernommen wird.
In Spanien gab es von Anfang 2020 bis Dezember 2023 kostenlose Monatskarten, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu senken und mehr Menschen zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen. Auch Tourist:innen konnten das Angebot nutzen.
Das Abonnement konnte mit einer einzigen Fahrkarte pro Person erworben werden, mit der maximal 4 Fahrten pro Tag durchgeführt werden konnten. Es konnte in allen Regional- und Nahverkehrslinien genutzt werden. Die meisten Hochgeschwindigkeitszüge waren jedoch nicht eingeschlossen. Darüber hinaus wurden die kostenlosen Abonnements und Mehrfahrtenkarten auf staatliche Buslinien ausgedehnt, um Asymmetrien zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern zu vermeiden.
Es gibt jedoch kein einfaches und einheitliches Ticket, das für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Spanien verwendet werden kann. Vielmehr gibt es mehrere regionale Optionen für unbegrenzte Fahrten. Ein Grund: Der spanische ÖPNV ist stark dezentralisiert und wird überwiegend von kommunalen Betrieben verwaltet, wodurch Angebot und Qualität je nach Region variieren. Zudem sind nationale Bahn- und Fernbusnetze unabhängig voneinander organisiert und bieten daher keine gemeinsamen Tickets oder abgestimmte Fahrpläne.
Nachdem bereits andere europäische Länder wie Deutschland oder Ungarn ein 49-Euro-Ticket für Regionalzüge eingeführt haben, ist zum 1. August 2023 auch Portugal nachgezogen. Im Vergleich zu Deutschland gibt es für Reisende jedoch deutlich weniger Optionen und für den ÖPNV in den portugiesischen Großstädten gelten besondere Regelungen.
Portugal hat am 1. August 2023 ein neues Monatsticket eingeführt, mit dem Reisende für 49 Euro pro Monat durch das Land fahren können, der sogenannte Passe Ferroviário Nacional (Deutsch: Nationaler Zugpass). Sowohl Einwohner:innen Portugals als auch Touristen können dieses 49-Euro-Ticket erwerben und nutzen.
Das 49-Euro-Ticket wird von der nationalen Eisenbahngesellschaft Comboios de Portugal, kurz CP, ausgestellt und gilt für die meisten Regionalzugverbindungen. Das Ticket gilt jedoch nicht für andere Dienste, wie Alfa Pendular, Intercidades, InterRegional, Internacional und auch nicht in den ÖPNV-Netzen von Porto, Lissabon und Coimbra. Wer in diesen Städten mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren möchte, muss wie vorher üblich Extrafahrscheine kaufen. Auch in Bussen gilt das portugiesische Äquivalent zum Deutschlandticket nicht. Außerdem können Reisende das Ticket nicht in den Regionen Alentejo Litoral und Coimbra nutzen.
Außerdem bietet Portugal mit dem „Passe Ferroviário Verde“ ein weiteres Angebot an. Für nur 20 Euro pro Monat können Reisende alle Bahnverbindungen im Land nutzen. Das Ticket ist kein gebundenes Monatsticket, sondern kann zu einem flexiblen Startzeitpunkt für 30, 60 oder 90 Tage gebucht werden.
In Großbritannien gibt es verschiedene BritRail-Pässe, die unbegrenzte Fahrten in unterschiedlichen Regionen ermöglichen. In England kann man beispielsweise für umgerechnet 601 Euro monatlich unbegrenzt fahren, der BritRail Euro Consecutive M-Pass für umgerechnet 634 Euro im Monat gilt sogar in ganz Großbritannien, also auch in Wales und Schottland (nicht in Nordirland).
Ungarn hat zeitgleich zu Deutschland am 1. Mai 2023 sein erstes landesweites Ticket für den öffentlichen Verkehr eingeführt. Es kostet rund 50 Euro für 30 Tage und gilt landesweit für Züge (mit Ausnahme von Zügen mit Reservierungspflicht, wie z. B. InterCity-Fernzüge) und Regionalbusse. Es gilt nicht für den Nahverkehr, kann aber für Zugfahrten, z. B. innerhalb von Budapest, genutzt werden.
Studierende erhalten auf diese Fahrkarten eine Ermäßigung von 90 Prozent. Schon seit langem fahren alle Senior:innen über 65 Jahre kostenlos in allen Zügen und den meisten anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, auch in ganz Budapest. Ein Personalausweis genügt dabei, um die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.
In Tschechien gibt es das In-Karta-Jahresabo, welches umgerechnet ca. 868 Euro kostet, was monatlich rund 72 Euro entspricht. Dieses Abo bietet unbegrenzte Fahrten mit den meisten öffentlichen Verkehrsmitteln im Land. Außerdem gibt es Ein- oder Drei-Monatskarten für bestimmte Strecken. Der Preis hängt bei diesen Angeboten von der gewählten Strecke ab.
In Tallinn, der Hauptstadt Estlands, gibt es seit 2013 einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr für die Einwohner:innen der Stadt. Damit gilt Tallinn als die erste Hauptstadt in Europa mit einem kostenlosen ÖPNV.
Einer der Effekte dieser Maßnahme: Während Tallinn durch diese Umstellung tatsächlich sogar Gewinne erzielt hat, haben die umliegenden Städte und Gemeinden finanzielle Verluste erlitten. So sind zwischen 2013 und 2018 etwa 35.000 Menschen aus umliegenden Gemeinden nach Tallinn gezogen. Mit den neuen Steuerzahler:innen konnte Tallinn mit dem kostenlosen ÖPNV in diesem Zeitraum jährlich bis zu 20 Millionen Euro Gewinn machen. Die umliegenden Gemeinden haben jedoch entsprechende Steuereinnahmen verloren.
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Luxemburg
Im März 2020 wurde Luxemburg das erste Land in Europa, in dem alle öffentlichen Verkehrsmittel im Land kostenlos sind. Sowohl Einwohner:innen als auch Tourist:innen können somit den luxemburgischen öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen. Reisende brauchen keine Fahrkarten mehr. Ausgenommen sind Fahrten in der ersten Klasse.
Allerdings hat das Gratisticket in Luxemburg bisher noch nicht zu einer signifikanten Verlagerung vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel geführt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass mehr als 200.000 Menschen, die in Luxemburg arbeiten aus den Nachbarländern Deutschland, Belgien und Frankreich ein- und auspendeln und daher weiterhin teure Fahrkarten für diese Länder benötigen.
Malta
Auch auf Malta kann man seit dem 1. Oktober 2022 kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren, mit Ausnahme der Schnellbuslinien und der Fähre zwischen den beiden Hauptinseln. Das Angebot gilt allerdings nur für die Einwohner:innen von Malta; Tourist:innen müssen weiterhin die regulären Tarife bezahlen. Zuvor war der ÖPNV bereits für 14- bis 20-Jährige, Studierende ab 21 Jahren, Menschen mit Behinderung und über 70-Jährige kostenlos.
Obwohl die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos sind, gibt es immer noch Fahrkarten, und die Fahrgäste müssen einen (kostenlosen) personalisierten Fahrschein erwerben. Passagiere müssen beim Einsteigen in den Bus weiterhin die sogenannte Tallinja-Reisekarte vorweisen. Laut Transport Malta wird die personalisierte Tallinja-Karte deshalb beibehalten, da sie wertvolle statistische Informationen liefert, die den Behörden helfen können, den Service zu verbessern. Dadurch können sie unter anderem die Anzahl der Passagiere nachverfolgen.
In einer Greenpeace-Studie wurde verglichen, wie attraktiv der Nahverkehr in 30 europäischen Ländern ist. Komplizierte Tarife und hohe Preise behindern laut der im Mai 2023 veröffentlichten Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace in den meisten europäischen Ländern die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Deutschland rückte – knapp vor der Veröffentlichung der Studie – dank des 49-Euro-Tickets deutlich auf und liegt bei dem Länder-Ranking auf Platz vier hinter Luxemburg, Malta und Österreich.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass in den meisten europäischen Ländern Bus und Bahn weiterhin nicht attraktiv genug seien, um für mehr Menschen eine klimaschonende Alternative zum Auto zu sein.
Ausnahmen bilden demnach die Länder Luxemburg und Malta, wo der öffentliche Verkehr kostenlos ist, sowie Österreich, Ungarn und neuerdings auch Deutschland, wo relativ günstige landesweite ÖPNV-Tickets angeboten werden.
Greenpeace hat in seinem Ranking Preis und Ausgestaltung der ÖPNV-Tickets, nicht jedoch die Qualität des Verkehrsangebots verglichen. Relativ gut schneiden auch Zypern, Spanien und die Schweiz ab, die Schlusslichter im europäischen Länder-Vergleich sind Griechenland, Kroatien und Bulgarien.
Nahtlose Split-Zahlungen ermöglichen es den Unternehmen, das Ticket weiterhin steuerfrei über den 50€ Sachbezug und den ÖPNV-Zuschuss anzubieten.