In Deutschland wird noch immer weniger gereist als vor der Coronapandemie. Demnach ist die Reisetätigkeit im Vergleich zum Niveau von 2019 insgesamt um rund sechs Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich die Wahl der Verkehrsmittel deutlich verändert - mit einem Gewinner. Das zeigt jetzt die Auswertung von Mobilfunkdaten des Anbieters O2 Telefonica.
Aus der Datenanalyse geht unter anderem hervor, dass in Deutschland immer mehr Menschen auf die Bahn umsteigen, während die Zahl innerdeutschen Flugreisen eingebrochen ist und Reisende auch das Auto weniger nutzen als noch vor der Pandemie.
Bei der Bahn ging die Zahl der Reisenden zwar während der Pandemie ebenfalls drastisch zurück. Das 9-Euro-Ticket, das 2022 für die Sommermonate eingeführt worden war, dürfte allerdings dazu beigetragen haben, dass Zugreisen in dieser Zeit um 16 Prozent zunahmen. Auch die Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 hat für einen Anstieg an Bahnfahrten gesorgt. Eine Anfang Oktober veröffentlichte Studie hatte bereits gezeigt, dass durch das Deutschlandticket weniger Autoemissionen entstanden sind.
Dieser Zuwachs bei Bahnfahrten wurde lediglich im Januar 2024 durch die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL vorübergehend gebremst. Im Sommer 2024 folgte schließlich die heimische Fußball-EM, während der zu den zahlreichen Pendlern viele in- und ausländische Fans hinzukamen, die per Bahn zu den Spielen reisten.
Insgesamt lässt sich bei der Bahn ein Plus an Reisenden von acht Prozent gegenüber dem Niveau vor der Coronapandemie beobachten.
Die Anzahl von Flugreisen innerhalb Deutschlands hat sich im selben Zeitraum hingegen halbiert, wobei der Rückgang des Flugverkehrs besonders deutlich an den Flughäfen Köln-Bonn und Düsseldorf ausfällt, wo es ein Minus von 65 Prozent gegenüber 2019 gab. Ein Grund dafür, dass der innerdeutsche Flugverkehr rückläufig ist, dürfte an den gestiegenen Standortkosten sowie an erhöhten Gebühren und Steuern liegen. Viele Airlines haben ihr Angebot reduziert.
Im selben Zeitraum sind die Menschen auch mehr als sieben Prozent weniger mit dem Auto oder Bus gereist. Verglichen mit dem Vorjahr 2023 hat sich die Zahl der Reisen auf der Straße in 2024 allerdings um zwei Prozent gesteigert.
Dass die Reisetätigkeit insgesamt noch nicht das Niveau von 2019 erreicht, erklären sich die Experten des Analyseunternehmens Teralytics damit, dass Dienstreisen weniger geworden sind und Firmen verstärkt auf Videokonferenzen setzen.
Teralytics hatte im Auftrag von O2 Telefonica Mobilfunkdaten von Reisen über 30 Kilometern untersucht. Dabei schauten sich die Fachleute die Bewegung der Smartphones zwischen den Mobilfunkzellen an, die einen Rückschluss auf das gewählte Verkehrsmittel zulassen. Die digitalen Spuren haben je nach Verkehrsart ein eigenes Muster. Die Analysten haben die Daten anonymisiert, sodass sich keine Rückschlüsse auf konkrete Personen machen lassen.
Das Ergebnis der Analyse zeigt vor allem einen Wandel der Mobilität mit einem klaren Gewinner: Als einziges Verkehrsmittel erfreuen sich Bahnreisen zunehmender Beliebtheit.