Bahn statt Auto: Deutschlandticket sorgt laut Studie für Umstieg

Mit einem günstigen Ticket für den Personennahverkehr war die Hoffnung verbunden, dass Autofahrende auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Eine jetzt veröffentlichte Untersuchung des Wissenschaftsverbunds Ariadne zeigt, wie das gelungen ist.

Das Deutschlandticket hat der Studie zufolge zu weniger Emissionen im Verkehrsbereich geführt: So ging der CO2-Ausstoß im Autoverkehr im ersten Jahr des im Mai 2023 eingeführten Tickets um etwa 6,7 Millionen Tonnen zurück, was einer Reduzierung der gesamten Verkehrsemissionen um 4,7 Prozent entspricht. Das teilte der Wissenschaftsverbund Ariadne am Montag, den 7. Oktober, mit. Die Forschenden merkten dabei an, dass die für 2025 vorgesehene Preiserhöhung von 49 Euro auf 58 Euro, den Effekt demnach deutlich schmälern könnte.

Fahrten mit dem Zug nahmen zu, mit dem Auto ab

Die Zahl der Zugfahrten im ÖPNV nahm nach der Einführung des Deutschlandtickets laut Untersuchung bei Fahrten über 30 Kilometer um 30,4 Prozent zu, während Menschen das Auto 7,6 Prozent weniger nutzten. Das habe den Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert: Der Anteil der Zugfahrten an allen Strecken über 30 Kilometer nahm von rund zehn Prozent auf zwölf Prozent zu.

Für die Studie werteten die Ariadne-Wissenschaftler Mobilfunk- und Bewegungsdaten der Bevölkerung in Deutschland aus. Diese verglichen sie mit Daten aus anderen europäischen Ländern und Regionen, in denen das bundesweite ÖPNV-Ticket nicht eingeführt wurde. Es handele sich daher nicht um einen „einfachen Vorher-Nachher-Vergleich“, sondern um eine „erste kausale Untersuchung“ mit einer Kontrollgruppe, „ähnlich zu klinischen Studien“, erklärte Ariadne.

Deutschlandticket kostet 58 Euro ab 2025

Vom kommenden Jahr an soll das Deutschlandticket 58 Euro im Monat kosten. Die Forscher:innen erwarten, dass die Zahl der Zugfahrten durch die Preiserhöhung um 14 Prozent zurückgehen wird und die gefahrenen Autokilometer wiederum um 3,5 Prozent zulegen werden. Damit lägen die Einsparungen bei den Autoemissionen bei nur noch 3,6 Millionen Tonnen CO2, statt wie bisher bei 6,7 Millionen Tonnen.

Mitte September teilten die Ver­kehrs­mi­nis­te­r:in­nen des Bundes und der Bundesländer mit, dass das Deutschlandticket ab 2025 mit 58 Euro neun Euro mehr als bisher kosten soll. Unter anderem von Umweltverbänden wurde die Preiserhöhung scharf kritisiert. Sie rechnen mit Kündigungen und damit, dass dann weniger Menschen den ÖPNV nutzen. Das Deutschlandticket wird bisher jeden Monat von durchschnittlich 13 Millionen Menschen genutzt.

Nicht mehr Mobilität insgesamt

Betrachtet man die Gesamtmobilität, zeigte sich dennoch kein statistisch signifikanter Effekt, so die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen: Menschen seien durch das Deutschlandticket also nicht grundsätzlich mehr unterwegs gewesen – sie hätten aber eben andere Verkehrsmittel für ihre Wege gewählt.

Im gesamten Verkehrssektor in Deutschland wurden im Jahr 2023 rund 146 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. Das entspricht einem Fünftel aller Emissionen, die es in dem Jahr bundesweit gab. Die meisten Emissionen im Verkehr entstehen auf der Straße, vor allem durch Autos, Lastwagen, Busse und Motorräder mit Verbrennungsmotor. In den vergangenen Jahren hat der Sektor so die Emissionsmengen, die für das Erreichen der nationalen und europäischen Klimaziele nötig wären, weit überschritten.

Neue Studie bestätigt Trend

Die Klimawirkung des bundesweit gültigen Fahrkarte wurde immer wieder angezweifelt. Dabei haben bereits andere Studien angedeutet, dass es zu einer Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene beiträgt.

Kun­d:in­nen des Deutschlandtickets nutzen das Auto im Durchschnitt 16 Prozent weniger, ergab zum Beispiel eine im Mai veröffentlichte Umfrage des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). 12 Prozent der Fahrten, die mit dem Deutschlandticket gemacht wurden, wären demnach ohne das Ticket mit anderen Verkehrmitteln zurückgelegt worden.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.

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