Mit dem Rad zur Arbeit - dank E-Bike vom Arbeitgeber und Dienstrad-Leasing ist das nicht nur leicht umzusetzen, sondern lohnt sich auch finanziell. Doch in welchen Städten macht Radfahren zudem so richtig Spaß? Das sind die fahrradfreundlichsten Städte in Deutschland.
„Und wie ist Radfahren in Ihrer Stadt?“ Diese Frage stellt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) alle zwei Jahre Radfahrenden in ganz Deutschland. Beim letzten und damit zehnten Fahrradklima-Test in 2022 haben rund 245.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen. Insgesamt wurden 1.114 Städte und Gemeinden bewertet. Die Teilnehmenden sind oft mit dem Rad unterwegs. 63 Prozent nutzen das Fahrrad (fast) täglich, 91 Prozent mindestens einmal in der Woche. Dabei haben mehr als 90 Prozent ein eigenes Auto oder können auf ein Auto zugreifen. Sie kennen die Verkehrssituation also aus beiden Perspektiven.
Für Radfahrende ist diese nicht gerade gut. Auch wenn der Radverkehr in deutschen Städten weiter zunimmt, die Bewertungen der Teilnehmenden sind ernüchternd. So hat die Fahrradfreundlichkeit laut Umfrage insgesamt weiter leicht abgenommen und ist aktuell nur ausreichend.
In den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen hat sich die Lage nur leicht verbessert. Hier haben die Teilnehmenden Verbesserungen bei der Fahrradförderung in jüngster Zeit, beim Angebot an öffentlichen Rädern, bei Abstellanlagen und Falschparkkontrollen positiver als beim letzten Mal bewertet. Auf dem Land hat sich das Fahrradklima jedoch nicht spürbar verändert. Grundsätzlich sind die Bedingungen zum Radfahren hier besser als in den großen Städten, da in der Regel mehr Platz vorhanden ist und es zu weniger Konflikten mit Autos kommt, doch eine Verkehrswende ist im ländlichen Raum auch nicht zu erkennen.
Die Spitzenreiter unter den fahrradfreundlichsten Städten Deutschlands sind Bremen und Münster, gefolgt von Frankfurt am Main, das sich im Vergleich zur letzten Umfrage verbessert hat, sowie Hannover, Karlsruhe und Freiburg im Breisgau. In mehreren großen Städten tut sich zudem etwas – etwa in Köln, Bonn und Koblenz. Dennoch: In vielen anderen Städten ist die Situation für Radfahrende immer noch mit großen Sicherheitsrisiken verbunden und bleibt ausbaufähig. Das belegt auch das Ergebnis der Umfrage mit einer eher durchschnittlichen Note von 3,9. Deutschland ist also noch kein Fahrradland. Einige Städte können allerdings bereits als fahrradfreundlich angesehen werden. Eine Übersicht:
Bremen
Im Ranking der fahrradfreundlichsten Großstädte belegt Bremen erneut Platz eins, gefolgt von Frankfurt am Main und Hannover. Die Hansestadt liegt seit Jahren auf Platz 1 der fahrradfreundlichsten Städte und das nicht ohne Grund: Bremen hat insgesamt 821 Kilometer Radweg. Zudem viele verkehrsberuhigte Fahrradstraßen, in denen Radfahrende Vorrang haben. Viele Cafés in der Stadt sind fahrradfreundlich und bieten Abstellplätze. Radservicestationen, die mit Flickzeug, Luftpumpen und Werkzeug ausgestattet sind, helfen Radfahrenden, wenn sie mal eine Panne haben.
Und in der nahen Zukunft soll das Radfahren in Bremen sogar noch besser werden, denn die Bremer Alte Neustadt soll bis 2025 in ein Fahrradmodellquartier mit befahrbarem Asphalt statt Kopfsteinpflaster umgewandelt werden.
Münster
Im Ranking der mittelgroßen Städte liegt Münster auf Platz 1. Dahinter folgen Karlsruhe und Freiburg. Münster ist deutschlandweit als Fahrradstadt bekannt. In der Stadt in Nordrhein-Westfalen gibt es doppelt so viele Fahrräder wie Einwohner und die Radstation am Hauptbahnhof ist mit mehr als 3.500 Stellplätzen die größte ihrer Art in Deutschland. Münster hat zudem mit der Promenade einen Fahrrad-Straßenring um die Innenstadt. Auch für Pendler:innen ist es fahrradfreundlich: In Münster und dem umliegenden Münsterland gibt es mehr als 4.500 km ausgeschilderte Radwege, die das sichere Pendeln zur Arbeit fördern.
Hannover
Die niedersächsische Landeshauptstadt ist als fahrradfreundliche Stadt bekannt, da sie über 700 Kilometer Radwege und öffentliche Verkehrsmittel hat, die leicht mit dem Fahrrad zu benutzen sind. Zudem stehen zahlreiche Bike-Sharing-Dienste bereit. Die Stadt hat auch Maßnahmen zur Verlangsamung des Verkehrs ergriffen und veranstaltet regelmäßig “autofreie Tage”.
Hannover hat auch einige andere Dinge getan, um das Radfahren zu fördern. Zum Beispiel hat die Stadt es für Pendler:innen leicht gemacht, ihr Fahrrad an wichtigen Verkehrsknotenpunkten abzustellen und auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen. Die Stadt hat auch fahrradfreundliche Zonen eingerichtet, in denen Autos nur begrenzt oder gar nicht zugelassen sind und Radfahrende den Vortritt haben.
Freiburg im Breisgau
Freiburg hat ein Radnetz von mehr als 400 km und gilt damit als absolute Fahrradstadt. Über ein Drittel der Wege innerhalb der Stadt lassen sich leicht mit dem Fahrrad oder E-Bike zurücklegen. Die Stadt investiert regelmäßig in breitere und neue Radwege, sichere Kreuzungen und bessere Beleuchtung, um das E-Bike fahren attraktiver und sicherer zu machen.
Welche Stadt ist die fahrradfreundlichste der Welt und wie schlagen sich die deutschen Städte im internationalen Vergleich? Eine Antwort darauf gibt der Global Bicycle Index 2022, den Luko, ein in Paris ansässiges Online-Versicherungsunternehmen erhoben hat.
Luko hat für das Ranking der 20 fahrradfreundlichsten Städte weltweit insgesamt 16 Testpunkte bewertet. Darunter sind Angaben zur prozentualen Fahrrad- und E-Bike-Nutzung, zur Unfallstatistik oder die Anzahl der vom Autoverkehr abgetrennten Fahrradwege und -straßen. Außerdem gehen die Anzahl an Fahrradläden, die Diebstahlquote von Fahrrädern oder die Anzahl an Angeboten zum Bike- und E-Bike-Sharing in die Bewertung ein. Für die Studie hat Luko 90 Städte aus der ganzen Welt ausgewählt und basierend auf den genannten Schlüsselkategorien mit einer Punktzahl von 1 bis 100 klassifiziert.
Das Ergebnis: Utrecht in den Niederlanden belegt mit 77,84 Punkten den ersten Platz und ist damit laut Index die fahrradfreundlichste Stadt der Welt. Auf dem zweiten Platz folgt Münster in Deutschland mit einem Wert von 65,93, auf Platz drei Antwerpen in Belgien mit 60,51 Punkten. Die dänische Hauptstadt Kopenhagen, die oft als Best Practice für den Radverkehr bezeichnet wird, liegt auf dem vierten Platz in der Rangliste. Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande und “Fahrradhauptstadt”, wird im Ranking als Fünfter gelistet. In die Top Ten haben es auch zwei weitere deutsche Städte geschafft: Die Plätze 9 und 10 werden von Bremen (47,81) und Hannover (46,7) belegt. Weitere Städte aus Deutschland: Hamburg (44,97) auf Platz 13, Leipzig (44,25) als 14., Nürnberg (43,62) auf Platz 17 und Berlin (42,59) auf dem 19. Rang. Somit ist Deutschland mit sieben Platzierungen das Land mit den meisten Städten im Ranking der fahrradfreundlichsten Städte weltweit.